Der Leistenbruch (hernia inguinalis) ist die am häufigsten chirurgisch behandelte Erkrankung. Abhängig von Alter und Geschlecht tritt der Leistenbruch in zwei verschiedenen Formen auf. Männer sind dabei viermal häufiger betroffen als Frauen. Kennzeichen der Erkrankung ist eine sackartige Ausstülpung des Bauchfells durch eine Lücke in der Bauchdecke. Dabei treten Eingeweideteile (der Bruchinhalt) durch den so genannten Leistenkanal oder aus dem Bauchraum in seiner Nähe aus. Durch den Leistenkanal ziehen beim Mann der Samenstrang und die Blutgefäße zum Hoden, bei der Frau verläuft an der Stelle das Mutterband zur Gebärmutter.
Der Leistenbruch hat verschiedene Ursachen. Häufig ist er angeboren, kann aber auch als erworbener Leistenbruch bei Erwachsenen auftreten.
Ursachen
Ein Faktor, der die Entstehung eines Leistenbruchs fördert, ist die Druckerhöhung im Bauchraum. Ursachen dafür sind beispielsweise Husten, Verstopfung, Schwangerschaft
oder durch das Heben schwerer Lasten. Übergewicht kann ebenfalls zu einem erhöhten Druck im Bauchraum führen. Häufig ist ein Leistenbruch angeboren und wird nur erst später sichtbar. Für die
operative Behandlung des Leistenbruchs ist dessen Ursache in aller Regel nicht wichtig.
Beschwerden
Die Symptome der Erkrankung reichen von einer schmerzlosen Vorwölbung bis hin zu starken Dauerschmerzen und Erbrechen.
Behandlung | Diagnosestellung
Der Arzt diagnostiziert den Leistenbruch durch äußeres Abtasten der Region. Zusätzlich kann eine Ultraschall-Untersuchung (Sonographie) hilfreich sein um zu
untersuchen, inwiefern sich der Bruchinhalt in den Bauchraum zurückdrängen lässt.
Jeder Leistenbruch sollte behandelt werden, da er sich niemals von selbst zurückbildet, sondern kontinuierlich größer wird. Bei Nichtbehandlung kann es zu einem Absterben des eingeklemmten Gewebes
kommen – Bauchfellentzündungen können die Folge sein.
Behandlung | Operative Methode
Dank moderner Verfahren können diese Operationen mittlerweile in aller Regel ambulant durchgeführt werden. Seit einigen Jahren haben sich die Netzverfahren durchgesetzt. Diese sind mit der
niedrigsten Rate erneuter Bruchbildungen verbunden. Außerdem ist der Patient sehr rasch nach der Operation wieder belastbar. Eine längere Zeit der körperlichen Schonung entfällt und die
Berufstätigkeit kann sehr frühzeitig wieder aufgenommen werden. Nach der Operation treten nur wenige Schmerzen auf. Trotz Operation muss in zwei bis zehn Prozent aller Fälle mit einem erneuten Bruch
gerechnet und dann erneut operiert werden.
Die systematische Leistenbruchchirurgie wird seit ca. 120 Jahren durchgeführt. Einige Operationsverfahren haben bis in die vergangenen Jahre überdauert und werden zum Teil auch heute noch angewendet. Die Verwendung von Kunststoffnetzen hat die Leistenbruchchirurgie jedoch in den letzten Jahren revolutioniert. Die Schmerzen nach der Operation sind gering und die Rate erneuter Brüche sehr vermindert. Eine körperliche Schonung ist nur einige Tage nach der Operation erforderlich. Die Wiederaufnahme der beruflichen Tätigkeit und sportlicher Aktivitäten ist frühzeitig möglich.
Die modernen Kunststoffnetze lösen sich zum Teil wieder auf, so dass nur sehr wenig Fremdmaterial im Körper verbleibt. Bis zum Auflösen des Fremdmaterials hat sich Narbengewebe gebildet, welches die Bruchlücke stabil verschließt. Die Kunststoffnetze können offen, über einen kleinen Schnitt in der Leiste, oder endoskopisch durch die so genannte Schlüssellochchirurgie, platziert werden.